Mittwoch, 15. August 2012

Besonderer Gottesdienst im Main-Taunus-Zentrum

Die evangelische Andreasgemeinde veranstaltet wieder einen ihrer besonderen GoSpecial Events - einen Gottesdienst für Kirchenferne. Mit einem recht provokanten Thema:


Eingeladen sind die Autorin Valeria Hinck von Zwischenraum ("Streitfall Liebe") und der katholische Theologe David Berger ("Der heilige Schein", wir berichteten).
D
er GoSpecial-Gottesdienst findet am 09.09.2012 um 11 Uhr im Kinopolis Sulzbach (bei Frankfurt) statt.


Update: Teile des GoSpecials jetzt hier zum Anhören! Mit David Berger, einer Diskussionsrunde und einer abschließenden Predigt (ca. 30 min.)












Links: FNP - Homosexualität ist keine Sünde
FNP - Homosexualität als Zünglein an der Waage
evangelisch.de - "mit Gottes Bodenpersonal ist es schwierig!"

Dienstag, 22. Mai 2012

Spitzer-Studie wird offiziell begraben

Dr. Robert Spitzer hat sich nun schlussendlich für das Veröffentlichen seiner "Studie" entschuldigt. In seiner Studie versuchte er anhand von 200 Befragten, einen Zusammenhang herzustellen zwischen Konversionstherapien (Umpolungstherapien) und einem damit verbundenen "Erfolg" zur "Heilung". Bis heute gilt die Spitzer-Studie als Beleg für viele fundamentalistische christliche Organisationen, dass Homosexuelle in einer Umpoltherapie Aussicht auf Erfolg hätten, um von ihrer Homosexualität wegzukommen.
Kritiker betonten immer wieder, dass die Studie unwissenschaftlich erstellt wurde und selbst bei positiver Deutung der Ergebnisse keineswegs von Erfolg die Rede sein könnte. Diese Kritik bestätigte nun Spitzer offiziell. Die Studie zog er zurück. Mit seiner Entschuldigung an alle Betroffenen bestätigte Spitzer nun auch, was die größten Ärzteverbände weltweit schon aussagen: Homosexualität ist keine Krankheit, und sie kann umsoweniger "geheilt" werden.

Diese Erklärung bezeichnet den momentanen Untergang der Exgay-Bewegung. Es gibt keinerlei fundierte Hinweise auf die Wirksamkeit von Konversionstherapien, dafür aber genügend Belege für die selbstzerstörerische Gefahr dieser Therapien bei Betroffenen (wir berichteten).

Links: Spiegel - Forscher entschuldigt sich für Homosexuellenstudie

Dienstag, 25. Oktober 2011

Führender Ex-Gay Aktivist kehrt um

Führender Ex-Gay-Leiter outet sich als homosexuell - niemals einen Wechsel von Homosexuell zu Heterosexuell erfahren - Der Anfang vom Ende der Ex-Gay-Bewegung?


John Smid war Leiter der ältesten und größten Ex-Gay-Organisation Amerikas, "Love In Action", und Teil von Exodus International, einer Organisation, die Homosexuellen durch Umpolprogramme Veränderung ihrer sexuellen Orientierung verspricht. Traurige Berühmtheit erlangte Love In Action vor wenigen Jahren, als ein 16jähriger Jugendlicher von seinen Eltern auf ein Umpolseminar gezwungen wurde und auf MySpace von der dortigen Hirnwäsche berichtete. Dieser Vorfall wurde nun verfilmt ("This is what Love In Action looks like").

Smid propagierte ein menschenverachtendes Bild eines defizitären Homosexuellen, der besser tot sei als homosexuell und am Leben. In seinen Umpolerseminaren verfolgte er strikte Regeln: Unterwäsche durfte nicht modisch sein, Ein Klient durfte nicht zu lange alleine im Badezimmer sein. Smids Therapie glich einer Hirnwäsche:

“Ich schau an diese Wand und plötzlich sage ich, sie ist blau,” sagt Smid, und zeigt auf eine gelbe Wand. “Jemand anderes erscheint und sagt, ‘Nein, sie ist golden.’ Aber ich möchte glauben, diese Wand ist blau. Dann erscheint Gott und sagt, ‘Du hast recht, John, [diese gelbe Wand] ist blau.’ Das ist die Hilfe die ich brauche. Gott kann mir helfen, diese [gelbe] Wand blau zu machen.”

Im März 2010
entschuldigte sich Smid dann überraschend auf seiner Seite für seine Vergangenheit als Ex-Gay-Leiter, vor allem auch direkt bei den Lesern von ExGayWatch, viele von ihnen waren in ihrer Vergangenheit aufgrund schädlicher Umpolprogramme involviert.

Nun schreibt Smid erneut. Und outet sich als homosexuell. Er habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt und bereuhe vieles, was er in den letzten 22 Jahren gepredigt habe. Er sehe keinen plausiblen Grund mehr, einen Homosexuellen zu verdammen, da ihm die Bibel keine Grundlage dafür biete. Niemand könne etwas für seine sexuelle Orientierung. So sei es auch Blödsinn, von einem Homosexuellen Buße zu verlangen. Wörtlich meint er:

Die Leute können keine Buße tun, denn sie sind homosexuell - oder eben nicht. Das ist ein wesentlicher Teil ihres Seins - und auch meines Seins.
Ich verstehe, warum die Gay Community so wütend über mich war. Meine Perspektive hat so viele Facetten der homosexuellen Erfahrung geleugnet. Ich habe das Leben einer Person auf ihre Sexualität reduziert, aber Homosexualität ist so viel mehr als nur Sex.

Erstaunlich dann seine Feststellung: in all den Jahren seines Auftretens habe er nicht einen einzigen Fall erlebt, in dem ein Homosexueller tatsächlich heterosexuell geworden wäre. Damit unterstützt er nicht gerade seine Kollegen in der Ex-Gay-Szene, die gebetsmühlenartig Veränderung von der Homosexualität propagieren.

Besonders die Ex-Gay-Survivors (Ex-Ex-Gays) sind noch sehr skeptisch, wie sie mit dieser Nachricht umgehen sollen. Allerdings - auch innerhalb der Ex-Gay-Szene - werden schon Stimmen laut, die das langsame Ende der gesamten Ex-Gay-Bewegung einläuten sehen.

Hier ein Auszug der Bußschrift Smids auf deutsch:



Oft sagen manche, man müsse "Buße tun" von der Homosexualität. Allerdings kann man deswegen keine Buße tun! Menschen sind homosexuell, oder sie sind es nicht. Es ist ein wesentlicher Bestandteil ihres Wesens, oder persönlich genommen, meines Wesens. Man kann nicht Buße tun für etwas das unveränderlich ist.
Ich machte viel Kummer durch während der ganzen Zeit, als ich von Veränderung, Buße und Umkehr sprach, denn nichts davon konnte auf die Homosexualität zutreffen, abgesehen von einer Art Wunder. Der heutige Artikel ist ein schönes Beispiel dafür, wie wir als Christen das Evangelium verdrehen, was die Homosexualität betrifft, als wären Homosexuelle im Himmelreich nicht willkommen, solange sie keine Buße täten (was viele als Veränderung interpretieren). Aber weil für die Homosexualität eben keine "Buße" getan werden kann bürden wir den Homosexuellen eine unmögliche Verpflichtung auf.

Natürlich sind Dinge wie Unzucht, Diebstahl, Gerüchte verbreiten und so weiter Dinge, die man berücksichtigen muss, wenn wir von der Nachfolge im Reich Gottes reden. Gott möchte uns jeden Tag mehr und mehr in sein Ebenbild verwandeln. Aber im Großteil des Evangeliums bedeutet biblische Umkehr, unser Leben am Reich Gottes auszurichten und wegzukommen von dem Reich dieser Welt. Unsere Treue zu ändern, weg vom Gott dieser Tage hin zum Herrn aller Herrn! In dieser Umkehr kann Gott an vorderster Stelle in unserem Leben wirken und wir entscheiden uns, zuzulassen, dass sein Königreich in uns regieren darf.
Ich habe unzählige Male von Veränderung gehört, die Männer und Frauen erlebt haben, die als homosexuelle Menschen die Gnade Gottes in ihrem Leben erfahren hatten. Aber, so leid es mir tut, dieser Veränderungsprozess wird der Erwartung vieler Christen nicht entsprechen. Ich möchte auch betonen, dass die Veränderung für den größten Teil der Homosexuellen keinen Wechsel der sexuellen Orientierung beinhaltet. Eigentlich habe ich niemals einen Mann getroffen, der einen Wechsel von homosexuell zu heterosexuell erlebt hat.

Ich bin Männern begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, eine Frau zu heiraten und eine Familie zu gründen, und das ist eine wunderbare Lebenserfahrung für sie. Manchen bin ich begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, als Single zufrieden in Christus und seinem Ruf zu leben. Aber ich bin auch einigen begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, von sexueller Promiskuität zu einer treuen schwulen Beziehung zu finden, die laut ihrer Erfahrung wirklich ein großartiger Segen ist für ihre Beziehung mit Christus.
Oh, ich verstehe die ganze Kontroverse.

Wie würden Sie die Frage beantworten: "Was ist schlimmer, zwei Männer, die seit 30 Jahren treu in einer festen Beziehung leben, oder ein Heterosexueller, der zum fünften Mal verheiratet ist?"

Ich würde sagen, keins von beidem. Zunächst einmal kann ich das eine vom anderen nicht beurteilen, weil Jesus das Herz beurteilen muss. Aber auf einer praktischen Ebene würde ich sagen, das homosexuelle Paar zeigt eine enorme Leistung, die Beziehung aufrecht zu erhalten, durch die Treue und Hingabe, um so lange zusammen zu sein. Jede Beziehung über 30 Jahre ist eine erstaunliche Leistung! Die Person, die zum fünftem mal verheiratet ist zeigt signifikante Probleme mit ungesundem Leben. Fünf Ehen grenzen sicher an eine Menge Schaden an sich selbst und an einigen Freunden und der Familie. Wie würden Sie also diese beiden Szenarien heranziehen, um Buße zu tun? Wissen Sie, was die Person, die schon fünf mal verheiratet ist, zur Buße braucht? Was braucht das homosexuelle Paar zur Buße?

Geistlich gesehen glaube ich auch, das homosexuelle Paar könnte auf dem Weg mit Christus treuer sein als die Person in fünfter Ehe - und doch...
Die Person in fünfter Ehe könnte auch mit Jesus sehr innig unterwegs sein, obwohl sie relativ ungesundes Verhalten vorweisen.

Wir können Homosexualität nicht in eine eigene Kategorie einteilen. Es ist eine Schande für uns Nachfolger Jesu, dass wir so wertend und arrogant mit so vielen Leuten umgegangen sind, und sie für "unbußfertig" erachten aufgrund unserer homosexuellen Vorurteile.

Als ich dieses Jahr in San Francisco war machte ein Mann diese Aussage: "John, wissen Sie, wer die meisten der Schwulen hier in San Francisco sind? Es sind verwundete Christen." Meine Güte! Ich glaube er könnte recht haben! Sie wurden aus den meisten Kirchen rausgeworfen und haben sich irgendeinen Ort gesucht, wo sie Verbundenheit, Annahme und vielleicht Liebe spüren konnten.

Mein lieber Freund, das ist eine sehr schwere Angelegenheit, und ich mühe mich durch sehr tiefes Gewässer, um Gottes Herz in dieser Sache besser zu verstehen. Ich kam um die ganze Welt, um Ihm zuzuhören, die Geschichten zu hören, sah in manchen die Tränen der Ablehnung, in anderen den Frieden der Liebe Gottes. Das ist so anders als ich immer dachte in meiner kleinen Ex-Gay-Welt. Und ja, es war eine kleine Welt, denn ich hab sie klein gehalten. Ich war völlig dagegen, irgend etwas anderes zu hören was nicht in mein Paradigma passte. Ich blockte jede Lebensgeschichte oder biblische Lehre ab, die nicht zu dem passte was ich glaubte.

Als ich bei Love In Action war habe ich niemals eine Bibeleinheit zum Thema Homosexualität gelehrt, die ich verstanden hatte. Ich weiß das klingt seltsam, aber es ist wahr. Ich hab sie nie gelehrt, weil ich sie nie für mich selbst studiert hatte. Ich habe nur das zitiert, was ich von anderen zu dem Thema fand. Ich fühlte mich verpflichtet, wenigstens etwas aus der Bibel zu lehren, aber jedesmal wenn ich versucht habe, es für mich selbst zu studieren machte es keinen Sinn für mich, und ich wendete mich wieder den Schriften anderer innerhalb der Ex-Gay-Subkultur zu.

Weil ich nun nicht in einseitigen Ansichten untergetaucht bin, bin ich nun offen, die Bibelstellen zu studieren und für mich selbst zu lesen, und ich finde so viele reiche Wahrheiten, die ich mir davor niemals bewusst gemacht habe. Zum ersten Mal in all diesen Jahren machen die Bibelstellen einen Sinn, die von vielen der Homosexualität zugeschrieben werden! Ich lese sie im Zusammenhang. Ich frage nach, für wen diese Stellen geschrieben wurden. Ich frage, um was es geht, und warum die Worte in erster Linie geschrieben wurden.

Das illusorische Wort "Veränderung"

Wenn man eine Veränderung braucht, muss sie von Christus kommen! Wenn der homosexuelle Mensch von Christus entfremdet ist, weil er von der Kirche verurteilt wird, dann bürden wir ihnen eine Last auf, die sie nicht zu tragen haben. Viel zu oft sendet die Kirche die Botschaft, dass Homosexualität schmutzig, pervers und gebrochen ist, manchmal sogar ein psychologischer Defekt sei. Daher glauben viele Homosexuelle, sie müssten sich nach "unseren" Vorgaben reinigen, damit sie von uns in unseren Kirchbänken empfangen werden können und man sich um sie kümmern kann.

Um ehrlich zu sein sind nicht viele in der Kirche für derartige Diskussionen offen, ohne defensiv und reaktionär zu werden. Ich verliere bestimmt einige sehr enge Freunde, weil ich mich dazu entschieden habe, Homosexuelle bedingungslos zu lieben, und sie zu unterstützen, ohne sie einem "Veränderungs"druck auszusetzen. Irgendjemand muss für diese Leute einstehen, die von Christus geliebt werden und nach denen er sich sehnt. Ich bin bereit diese Lücke zu füllen.

Wie ich schon sagte war ich viele Jahre lang nicht bereit, die Herzen zu hören, den Geschichten vieler Homosexueller, die verloren und verunsichert waren. Ich wiederholte die Botschaft "Du kannst (zu unserem Programm) kommen wenn du dich verändern möchtest" und doch war die Frage nach Veränderung so eindeutig, dass keiner die hohen Erwartungen hätte erfüllen können. Für den Homosexuellen wird "Veränderung" extrem missverstanden und von der Kirche meistens fehlkommuniziert.

Oh, ich wünschte Sie wären dort gewesen wo ich war, um die Herzen zu hören und das zu erleben, was ich die letzten 2-3 Jahre erlebt habe. Traurig ist dass viele Christen nicht gewillt gewesen wären denselben Weg zu gehen, den ich gegangen bin, aus Angst die Sünde zu "dulden", oder aber Dinge zu hören die sie besser nicht hören wollten. Ich war einer von diesen Christen!
Ich habe Homosexualität oder Heterosexualität immer als Beschreibung eines Verhaltens verstanden. Ich dachte, es mache Sinn, und habe über die Jahre oft Artikel geschrieben und aus dieser Sichtweise auch gesprochen.

Heute verstehe ich warum die Gay Community so ein Problem mit meinen Veröffentlichungen hatte. Meine Sichtweise verweigerte so viele Facetten des homosexuellen Lebens. Ich minimierte das Leben einer Person auf dessen Sexualität, aber Homosexualität ist doch viel mehr als Sex.

Es gibt Perversionen die auftreten können aufgrund von Lust und einem Verfall der Moral. Ich denke das sind die Art Perversionen von denen Sie sprechen. Männer und Frauen sind in der Lage für sexuell extreme Handlungen, wie Prostitution, pornographischem Exhibitionismus und so weiter. Doch heute möchte ich die Homosexualität nicht mit so einem breiten Pinsel ausmalen. Es gibt sicherlich Männer und Frauen die Homosexualität praktizieren, die aber nicht wirklich homosexuell sein müssen, aber ich würde behaupten dass der Großteil derjenigen, die sich als schwul bezeichnen, in diese "Perversions"kategorie nicht reinpassen.

Was die naheliegende Frage betrifft, so sehe ich mich selbst als homosexuell und gleichzeitig verheiratet mit einer Frau. Meine sexuellen Wünsche, meine Anziehung und mein lebenslanger Kampf mit den gemeinsamen Faktoren in Zusammenhang mit Homosexualität gehören so ziemlich alle in die Klassifizierung des Homosexuellen. Jemand hat diesen Fall mal als "gemischt orientierter Ehe" beschrieben.
Viele Jahre lang versuchte ich, in diesen Rahmen der Heterosexualität zu passen. Ich habe das äußerste versucht, um Heterosexualität in meinem Leben zu schaffen, aber das verursachte dann jede Menge Scham, ein Gefühl des Versagens, und Entmutigung. Nichts was ich tat schien mich in einen Heterosexuellen zu verändern, obwohl ich sogar verheiratet war, was auch heterosexuelle Praxis beinhaltete. Wenn ich öfters in Situationen mit heterosexuellen Männern stecke sehe ich deutlich, dass es Facetten in unserem Leben gibt, die deutlich verschieden sind, was unsere Sexualität und andere Dinge betrifft.

Ich höre so viele Geschichten von Männern und Frauen, die sich selbst, in Christus, als homosexuell akzeptieren, und schlussendlich entdecken, dass ihr Leben Sinn macht. Viele von ihnen sind fähig, eine autentische Beziehung mit Christus aufzubauen, weil sie ehrlich und autentisch zu sich sind, und dann dazu fähig sind, Seine bedingungslose Liebe anzunehmen, was ihren Verständnisprozess zu Gott verändert. Viel zu viele Homosexuelle, die Christus suchen, meinen dass sie Ihm nie nahe kommen können, wenn sie homosexuell blieben. Mit dieser Vorstellung suchen sie fieberhaft nach einer Veränderung, die sie nie erfahren können.

Diese Art der Suche kann in tiefe Depression, Entmutigung, und oft auch in eine Entfremdung von Gott führen!



Genauere Details zum Sinneswandel Smids finden sich im Artikel des Memphis Flyers.

Die Ex-Gay-Bewegung in Amerika gerät zusehends immer weiter unter Druck: Wissenschaftliche Studien bescheinigen der Reparativtherapie keinerlei Erfolgsaussichten, weisen aber vielmehr auf die Gefahren der Umpolerei hin (wir berichteten). Immer mehr Unterstützer wenden sich heute von Exodus ab, als letztes prominentes Beispiel die Megachurch Willow Creek. Und Exodus bekommt immer weniger finanzielle Unterstützung.
Unseriöse Umpoltherapien im Namen der Bibel werden heute wegen ihrer menschenverachtenden Methoden und wissenschaftlich längst widerlegten Grundsätzen immer weiter abgelehnt. Frühere Ex-Gay-Klienten berichten heute offen, wie sie Opfer dieser selbsternannten christlichen Homoheiler geworden sind und wie schmerzhaft der Ausstieg aus der Ex-Gay-Szene für sie war.


Links: John Smid - Where Is The Repentance?
Queer.de - Ein ehemaliger Homoheiler tut Buße
ExGayWatch - Former Ex-Gay Leader Smid Can No Longer Condemn Gays
Memphis Flyer - Love, Action & Revolution
Truth Wins Out - John Smid, Former Leader Of Love In Action, Admits He Is Homosexual, Does Not Condemn Other Homosexuals
Truth Wins Out - John Smid's Stunning Admission
Box Turtle Bulletin - Former Ex-Gay Head Now Says Change In Orientation Is Impossible And Change In Relationships Are Unnecessary
ThinkProgress - Former Ex-Gay Ministry Leader Comes Out, Recants Previous Teachings

Kommentiert: John Smid - Questions??
Peterson Toscano - This Is What An Apology Looks Like
The Daily Beast - End Of The Ex-Gay Movement?
Carleton1958 - The End Of The "Ex-Gay" Movement As We Know It?
Randy Thomas - When Leaders Disappoint

Samstag, 15. Oktober 2011

Deutsche Ex-Gay-Aktivisten werden gefeiert

Ein neuer evangelikaler Preis soll die zweifelhafte Arbeit zweier großer Exgay-Organisationen Deutschlands würdigen. Am 22. Oktober sollen Markus Hoffmann von "Wuestenstrom" und Christl R. Vonholdt von "Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft" (DIJG) mit dem Förderpreis der Christlichen Bildungsstiftung für ihre seelsorgerliche und engagierte Arbeit ausgezeichnet werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Der Vorsitzende der Christlichen Bildungsstiftung, Andreas Späth, begründet die Auszeichnung mit der fehlenden Förderung in Kirche und Gesellschaft, sich für betroffene Homosexuelle mit notwendiger Hilfe und Forschung einzusetzen. Die Christenheit stünde in einer Bringschuld, so Späth. Hoffmann und Vonholdt arbeiteten bewusst gegen den Trend der vorherrschenden Meinung und hätten sich somit den Preis verdient gemacht.
Laudatoren sind die Philosophieprofessorin Edith Düsing von der Freien Theologischen Hochschule Gießen und Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Der 86-jährige Unternehmer hat erst im Januar den Widerstand gegen die Gleichstellung von Homosexuellen mit dem Widerstand im Dritten Reich verglichen.

Der LSVD kritisierte unlängst das Vorhaben. "Hier soll unverantwortliches Handeln belohnt werden. Die Umpolungsangebote verletzen Menschenrechte, sie verunsichern Jugendliche und Erwachsene und sind gefährlich", meint Hartmut Rus vom LSVD. Mit fragwürdigen Methoden würden beide Ex-Gay-Aktivisten die "Heilung" von vermeintlich gestörten Homosexuellen propagieren.
Entgegen sämtlicher wissenschaftlicher Untersuchungen wird an einem Krankheitsbild der Homosexualität festgehalten, das verunsicherte Ratsuchende in ihrer persönlichen Selbstablehnung bestärken soll und ein heteronormatives Verhalten entgegen der sexuellen Identität antrainiert werden soll. Homosexualität soll so als "unnatürlich" und "heilbar" dargestellt werden, der Ratsuchende habe die Wahl zur "Veränderung", schließlich käme kein Mensch homosexuell zur Welt.
„Beide Organisationen bekämpfen unter dem Denkmantel von so genannten Hilfsangeboten seit Jahren homosexuelle Lebensweisen, verbreiten unseriöse Schriften, die Homosexuelle als krank hinstellen, und werben mit fragwürdigen Methoden für die angebliche Heilung Homosexueller. Gleichgeschlechtliche Liebe sehen sie als Resultat einer Fehlentwicklung, deren Ursachen in schlechter Erziehung, Missbrauch und Drogenkonsum liegen soll.“, heißt es in einer Mitteilung des LSVD.

„Betroffene in Konfliktsituationen, die nach den fragwürdigen und teuren Therapien bei Wüstenstrom zusammengebrochen sind, melden sich immer wieder beim LSVD.“

Derartige "Hilfsangebote" sind der ideale Nährboden für Stigmatisierung, Ausgrenzung und Hass gegenüber Homosexuellen. Dadurch lässt man Teile der Gesellschaft glauben, dass der Homosexuelle ein krankhafter und perverser Mensch sei, der sich seine sexuelle Orientierung aussuchen könne, und den es so nicht zu akzeptieren gilt - gleichermaßen sei er eine Gefahr für Kinder. Solche Botschaften führten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Mobbing und einer Reihe von Selbstmorden unter jungen Menschen (wir berichteten).

Die wenigen Unterstützer von Ex-Gay-Gruppierungen beklagen, dass es heute kaum noch einen Raum für hilfesuchende Homosexuelle gäbe, wo sie unvoreingenommen und konstruktiv Hilfe zur "Veränderung ihrer sexuellen Orientierung" angeboten bekämen.

Die Christliche Bildungsstiftung steht der evangelikalen KSBB (Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern) nahe, die in ihren Publikationen lautstark gegen Homosexuelle wettert.

Das DIJG ist Teil von NARTH (National Association for Research and Therapy of Homosexuality), einer pseudowissenschaftlichen Gruppierung von ExGay-Aktivisten, die an eine politische Verschwörung glaubt: so sei Homosexualität als Krankheit nur durch den Druck der "Homosexuellenlobby" aus dem internationalen Krankheitskatalog getrichen worden. In Deutschland versucht das DIJG durch Publikationen auf die vermeintliche Krankheit Homosexualität aufmerksam zu machen.

Wüstenstrom hatte einen Rechtsstreit gegen einen Journalisten verloren, der den Verein als "Homo-Umpoler" bezeichnete. Wüstenstrom behauptet immer wieder, "ergebnisoffen" zu beraten.

Alle seriösen Ärzteverbände und die Bundesregierung weisen seit Jahren auf die Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung hin und auf die drohenden Gefahren im Falle einer Manipulierung der sexuellen Identität, die lebensgefährlich werden können.

Links: Der Tagesspiegel - Problemfall Homosexualität
Queer - LSVD kritisiert Auszeichnung für Homo-Heiler
Pride1 - Empörung über Preisvergabe an homophobe Aktivisten
medrum.de - Christl Vonholdt und Markus Hoffman - Förderpreisträger gegen den Strom

Kommentiert: GayWest - Volkshygiene

Dienstag, 30. August 2011

USA: ein weiterer Ex-Gay-Survivor packt aus

Samuel Brinton wuchs in einer konservativen christlichen Familie in Kansas auf. Als Kind outete er sich seinen Eltern voller Stolz, mit weiblichen Reizen nicht anfangen zu können - und erlebte seither die Hölle. Seine Jugend war seither geprägt von körperlichem und seelischem Missbrauch, seinen Eltern war dabei jedes Mittel recht, um das Schwulsein aus ihm herauszubekommen. Fünf Selbstmordversuche überlebte Samuel in dieser Zeit. Ihm wurde eingeredet, dass er an AIDS zu sterben hätte und die Regierung Menschen wie ihn verfolgt.

Heute unterstützt der mittlerweile 23jährige Student andere Homosexuelle, die wie er in der Ex-Gay-Falle saßen. Seinen Bericht gibt es hier zu lesen:

http://www.lgbtqnation.com/2011/08/survivor-mit-grad-student-samuel-brinton-remembers-ex-gay-therapy/

Die weltweite Umpoler-Dachorganisation Exodus wird im September erneut eine landesweite ExGay-Konferenz in Houston abhalten. Dort werden Homosexuelle ermuntert, ihr Schwulsein "wegzubeten" und in langjährigen Seelsorgetherapien gegen jegliche homosexuelle Gefühle anzukämpfen.
Im Gegenzug berichten prominente Ex-Gay-Überlebende gleichzeitig, wie sie von den Zwängen der Ex-Gay-Bewegung frei wurden und seither anderen helfen, zu sich und einem glücklicheren Leben zu finden. Auch Peterson Toscano tritt auf:

http://truthwinsout.com/pressreleases/2011/08/18334/

In Deutschland werden die Positionen der Ex-Gay Bewegung derzeit besonders von der Ex-Gay Organisation "Offensive Junger Christen - Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft" vertreten. Derzeit werden Interviews mit unseriösen 'Experten' der ExGay-Bewegung in einem Youtube-Kanal veröffentlicht, die mit pseudowissenschaftlichen Erkenntnissen in Deutschland für mehr Verständnis für Umpoltherapien sorgen sollen. Die interviewten Experten outeten sich schon mehrfach als Quacksalber und Scharlatane, Ärzteverbände kritisieren schon lange die Ex-Gay-Methodik als schädlich und unseriös.
Der jüngste Fall deutscher Ex-Gay-Befürworter sorgte auch für Schlagzeilen - ein katholischer Arzt präsentierte sich jüngst auf einer Homepage als Homosexuellen-Heiler (wir berichteten). Die Ärztekammer distanzierte sich nun von diesem 'Ärzteverband' und droht mit Konsequenzen.


Links: Peterson Toscano - Exodus sets the record straight - We don't provide an ex-gay cure!
Peterson Toscano - Ex-Gay Survivors Deniers - No Insult like the Truth
Join The Impact Massachusetts - Challenging the Ex-Gay Deception with Truth
ExGay Watch - Why On Earth Would You Go Exgay?


Samstag, 11. Juni 2011

Kurzes Interview zu Homoheilern in Deutschland auf NRJ

Der Privatradiosender Energy sendete am 06. Juni ein kurzes Interview mit dem Landesvorsitzenden des LSVD Sachsen, Hartmut Rus, über das wiederkehrende Thema der Umpolung von Homosexuellen.
Gerade die Meldung über die abstrusen Heilmethoden des BKÄ (wir
berichteten) rückt das öffentliche Interesse an Homosexuellen-Therapien wieder stärker in den Vordergrund.

Das Interview wurde in der Abendsendung "Wosch. Die Energy Abendschau" bundesweit ausgestrahlt. Hier anhören (ca. 8 Min.)








Sonntag, 5. Juni 2011

Englische Umpolerin von Ärzteverband gerügt

Anfang 2010 berichteten wir von Patrick Strudwick und dessen Aktion, sich undercover einer Exgay-Therapie zu unterziehen. Seine schockierenden Ergebnisse mit 2 Ärzten veröffentlichte er später - und erntete weltweites Aufsehen. Beide Ärzte lernte Strudwick auf einer NARTH-Versammlung in London kennen. Seine damalige Veröffentlichung sorgte nun für ein Nachspiel: Lesley Pilkington, eine der beiden Ärzte, wurde in einer Anhörung mit der Britischen Vereinigung für psychologische Beratung und Psychotherapie (BACP) vorgeworfen, "unverantwortlich", "respektlos", "dogmatisch" und "unprofessionell" vorgegangen zu sein. Der BACP sprach die christliche Ärztin Pilkington schuldig, von ihrer persönlich vorgefassten Ansicht über Homosexualität befangen gewesen zu sein und so ihre Berufspflicht als Ärztin verletzt zu haben. Strudwick berichtete, sie habe dessen Homosexualität auf ein geringes Selbstwertgefühl, familiäre Kontakte zur Freimaurerei und einem uneingestandenen sexuellen Missbrauch zurückgeführt, was Strudwick jedesmal verneinte. Dennoch blieb sie überzeugt davon. Selbst Ex-Gay-Befürworter kritisieren diese Art des Vorgehens. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Scharlatanerie.

Die Ärztevereinigung setzte nun Pilkingtons Lizenz aus. Ihr wird laut exgaywatch eine Schulungsmaßnahme angeordnet. Das Christian Legal Centre, christliche Lobbyisten, werden dagegen aller Voraussicht nach in Berufung gehen. Sie sind der Meinung, dass Pilkington von Strudwick betrogen worden sei. Er hätte sie angelogen, während sie für ihn gebetet habe. Sie habe einwandfrei gehandelt. Pilkington selbst bekräftige ihre Ansicht, Homosexualität sei therapierbar. Sie würde das schon seit einiger Zeit bei ihrem 29jährigen Sohn tun, der schwul sei, und ist überzeugt davon, dass sich Änderung einstellen werde. Sie empfindet die Berichterstattung als unverantwortlich, denn das Umpolen sei durchführbar und viele Menschen wollten das auch so.
Christliche Aktivisten können den Rummel um die Exgay-Therapien kaum verstehen. Sie stützen ihre Meinung, dass die homosexuelle Neigung therapierbar sei, auf ein Textbuch namens "Wesentliche Psychopathologie und deren Behandlung" (2009). Dass reparative Therapie schädlich und zerstörerisch sein kann, davon wollen christliche Lobbyisten nichts wissen. Einen sehr einfältigen Bericht dazu gibt es hier.
Ignoriert wird vor allem der Beschluss der britischen Ärztekammer, Reparativtherapien nachgewiesenermaßen als unseriös und schädlich zu bewerten, und diese Art der Behandlung nicht mehr auf Rezept durchführen zu lassen (wir berichteten).

Pilkington wird vorerst auch weiterhin Exgay-Therapien anbieten und durchführen. Auch ohne Lizenz.

Links: exgaywatch - UK: Psychotherapist guilty of Malpractice for Promising Gay Cure
Guardian - Conversion Therapy: She tried to make me 'pray away the gay'
The Telegraph - The therapist who claims she can help gay men go straight

The Telegraph - Christian Counsellor's attempt to cure gay man was 'malpractice'


Donnerstag, 2. Juni 2011

Du wirst erlöst! Mit katholischer Homöopathie

Derzeit macht ein katholischer Arzt aus Unterhaching im Internet Schlagzeilen: Dr. Gero Winkelmann möchte Homosexuelle mittels homöopathischer Zuckerkügelchen und Psychotherapie helfen, von homosexuellen Neigungen loszukommen. Dabei bezieht er sich auf Minderheitenmeinungen von Psychotherapeuten und der Lehre der katholischen Kirche:

Mit wirkungslosen Medikamenten gegen eine inexistentes Leiden - der Lesben- und Schwulenverband hält den Hinweis auf die "Therapiemöglichkeiten" für inakzeptabel: "Die Angebote sind gefährlich. Sie benutzen die Verunsicherungen von homo- oder bisexuellen Jugendlichen beziehungsweise deren Eltern", sagt Verbandssprecherin Renate Rampf auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Für Betroffene seien solche Angebote selbst dann problematisch, wenn sie "wie in diesem Fall geradezu lächerlich erscheinen". Rampf kritisiert, die vermeintlichen Hilfen würden "destabilisierend wirken" - nicht zuletzt, weil sie schlicht nicht funktionieren könnten. "Alle ernstzunehmenden Sachverständigen stimmen darin überein, dass die sexuelle Orientierung schon in frühester Kindheit geprägt wird."

Winkelmann verteidigt sich, sein Verband wolle "niemanden in eine 'kranke Ecke' drängen, verletzen oder bedrängen". Es gehe darum, "Stellungnahme und ärztliche Meinung abzugeben, ohne jemanden verletzen oder bevormunden zu wollen". Nach dem Motto "Wer hören will, der höre" wolle der BKÄ "keine akzeptable Hilfsmöglichkeit verschweigen".

Zwar möchte Winkelmann, selbsternannter Leiter des "Bund Katholischer Ärzte", deutschlandweit ein "Glaubenszeugnis geben, um sich dem destruktiven Zeitgeist zu widersetzen" - jedoch sind derartige Therapieangebote unseriös, und werden sowohl von Bundesregierung, Ärzteschaften und Fachleuten abgelehnt. Es zeigt aber, dass nicht nur Evangelikale, sondern auch Katholiken in den engen Kreis der Umpoler gehören möchten - und wenn nur mittels Homöopathie, Gebetsritualen und fragwürdiger 'Therapie'. Ernstzunehmen ist dieser Bund keineswegs: man sucht auf den chaotischen Internetseiten immer noch nach Ärzten.


Übrigens: Wer sich ein Bild machen möchte, wie der "Arzt" der Homosexualität zu Leibe rücken möchte, klicke rechts auf die Zeitungsmeldung. Das ist kein Scherz.

Umfrage zum Thema: www.pollphin.de


Links: Spiegel - Umstrittene 'Therapie' - Katholische Ärzte wollen Homosexuelle mit Homöopathie kurieren
Telepolis - Mit Homöopathie gegen Homosexualität
queer.de - Katholische Ärzte wollen Homosexuelle 'therapieren'

Kommentiert: Tagesspiegel - Fanatismus mit Globuli
Scienceblogs.de - Wie katholische Ärzte Homosexualität mit Homöopathie heilen wollen
Steven Milverton - Obskurantismus
medrum.de - Üble Verunglimpfung von Kardinal Meisner und katholischer Ärzte im Tagesspiegel (mit Stellungnahme von Telepolis-Autor)

Auf dem Deutschen Kirchentag zum Thema


Der Deutsche Kirchentag findet seit Mittwoch in Dresden statt. Auch zur Ex-Gay-Thematik finden sich dieses Jahr Seminare:

- Die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) bietet am Freitag um 14.00 Uhr ein Seminar zum Thema "Homosexualität lässt sich doch ändern - wirklich?" (LINK-UPDATE).
Neben dem umstrittenen Psychologen Michael Gerlach treten dort auch zwei frühere Ex-Gays auf.
Das Seminar findet statt im Hörsaal im Trefftz-Bau.

-Wer ausserhalb des Kirchentages etwas über die deutsche Umpolerszene erfahren möchte sollte am Samstag um 16.00 Uhr das Filmtheater Schauburg (Fritz-Lang-Saal) besuchen. Dort hält Hartmut Rus vom LSVD einen Vortrag zum Thema "Selbsternannte Homoheiler unter dem Dach der
Diakonie
".
Der Eintritt kostet 2 €. Zu finden in der Königsbrücker Straße 55.


Nachtrag:
- leider zu spät erfahren: Am Donnerstag um 11.00 Uhr berichtete u.a. Markus Hoffmann von der Initiative Wüstenstrom (die das Verändern Homosexueller zu Heterosexueller propagieren) zum Thema "Tabu Seitenwechsel" von seiner Erfahrung, als Ex-Homosexueller zum heterosexuellen Familienvater zu werden.

[Nachtrag: Markus Hoffmann sagte die Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ab]

Mittwoch, 1. Juni 2011

Michael Bussee über seine Erfahrungen als Ex-Gay

Vor einiger Zeit erschien auf Daniel Gonzales' Blog eine Videoserie mit Michael Bussee, dem ehemaligen Mitbegründer der Dachorganisation "Exodus International", deren Ziel es ist, Menschen von ihrer homosexuellen Orientierung zu einer heterosexuellen Orientierung zu transformieren.

Michael Bussee erklärt in den Interviews, warum er damals so von der Ex-Gay-Idee überzeugt war: Durch spirituelle Erfahrungen wurden die homoerotischen Gefühle ein Stück weit verdrängt, die Ideologie und Gemeinschaft mit anderen Ex-Gays begeisterte ihn. Er verstand dies tatsächlich als einen Veränderungsprozess. Diese Art der Verdrängung seiner Sexualität hielt er 2 Jahre lang durch.

"Die anfängliche Begeisterung, ein Umpolerprogramm zu starten"

Exodus versuchte ursprünglich zwar politisch neutral zu bleiben, fand aber recht schnell in christlichen Anti-Gay Gruppierungen und im rechten Flügel finanzielle Unterstützung.

"Es war für Exodus ein großer Fehler politisch zu werden"

Bussee berichtet über die unprofessionellen Methoden, die von den unterschiedlichen Exodus-Einrichtungen angewandt wurden: die einzelnen Leiter - allesamt Laien - versuchten sich in Gesprächsgruppen, Gestalttherapieformen, Visualisierungsübungen, Wegbeten, Bibelgruppen, Exorzismus. Der psychologische Effekt blieb aber aus, also musste auf Gottes wundersames Eingreifen vertraut werden.

"Es gab keine echten Standards für Therapie oder Methodik"

Der Ausstieg aus der eigenen Umpoler-Organisation war für Bussee nicht leicht - und er erinnert daran, dass auch für heutige Aussteiger die Konsequenzen keine einfachen sind: der Erwartungsdruck des Umfelds, die Enttäuschung von Angehörigen, Kirchgemeinden die sich abwenden. Die Angst vor Verletzungen und Ablehnung kann Menschen in Umpolgruppen festhalten.

"Als wir Exodus verließen waren wir selbst verlassen"

Vor Gay-Aktivisten hatte man großen Respekt. Es ging die Angst um, dass solche Aktivisten als Terroristen in Versammlungen platzen und Schaden verbreiten könnten. Um so überraschter war Bussee, als er in einer Veranstaltung Gay-Aktivisten begegnete, die lächelten und sich über seinen Vortrag bei ihm bedankten.

"Gay-Aktivisten ängstigten und faszinierten uns gleichermaßen"

Im Nachhinein bereut Bussee, dass er nach seinem Ausstieg aus Exodus zu lange geschwiegen hat. Erst Anfang der 90er Jahre wurde seine Geschichte in der Dokumentation "One Nation Under God" verfilmt.

'Michael Bussee, an deinen Händen klebt Blut!'

Innerhalb der Exodus-Gruppen hat man sich an ein schwarz-weißes Weltbild gewöhnt. Alles was gegen Exodus sprach war demzufolge antichristlich. Dass es durchaus Christen gab, die ihren Glauben mit ihrer Sexualität verbinden konnten wurde ignoriert. Seit vielen Jahren existiert ein weltweites Netzwerk ehemaliger Ex-Gays, es gibt in vielen Ländern christliche unterstützende Gruppen, Facebookgruppen und Diskussionsrunden. In Deutschland wäre Zwischenraum hervorzuheben.

"Wir kannten keine Alternative für schwule Christen"

Eines der Kerninhalte der Lehren von Exodus war, anzunehmen, dass Homosexualität im wesentlichen durch schlechte Eltern verursacht würde. Ein Vater, der sich zu wenig um seinen Sohn kümmerte, würde ihn schwul werden lassen. Bussee verdrängte durch diese Ideologie die Tatsache, dass sein eigener Vater sehr wohl ein liebevoller und gutmeinender Vater war. Es hat ihn lange Zeit gekostet, wieder ein positives Vaterbild aufzubauen.

"Ich bereuhe meine Lehre, Schwulsein entstünde durch schlechte Erziehung"

Bussee vertrat die Ansicht eines christlichen Wohlstandsevangeliums, das ein glückliches Leben verspricht wenn man nur an Christus glaubt. Daraus entwickelte sich die Idee, dass mit einem festen Glauben alles möglich sei: wer nur stark genug glaube, verbissen genug die Bibel lese und Christus streng genug nachfolge wäre veränderbar. Heute glaubt Bussee nicht mehr daran, dass die Bibel ein Leben voller Freude, Gesundheit und Wohlstand garantiere, wenn man nur eifrig genug Gott nachfolge. Vielmehr zeichnet sich für ihn Nachfolgeschaft aus durch Versuchungen, Leid und Anklagen.

"Ich bereuhe meine Lehre, dass Veränderung für denjenigen möglich sei der nur stark genug glaubt"

Eine traurige Tatsache ist, dass Ex-Gays nach Beenden oder Abbrechen eines Umpolprogramms stets alleine gelassen werden und kein "Follow-Up"-Programm existiert, das für eine Qualitätssicherung eigentlich nötig wäre. Diese Ex-Gays verschwinden einfach von der Bildfläche. Ob sie glückliche heterosexuelle Väter geworden sind oder in den befürchteten "homosexuellen Lifestyle" zurückgefallen sind ist uninteressant. Für Bussee stellte sich auch irgendwann einmal diese Frage, was aus den ehemaligen Exgay-Mitgliedern wurde. Soweit er mitbekam ist er froh, dass es bei den allermeisten eine gute Entwicklung gegeben habe durch Selbstannahme der Homosexualität. Manche bedankten sich sogar später bei ihm für die Möglichkeit, die ihnen Exodus geboten hatte, zu sich selbst zu finden und sich anzunehmen wie sie sind.

"Als die Teilnehmer unser Programm verließen verschwanden sie einfach"

Exodus spricht sich deutlich gegen Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben aus, im selben Atemzug solle aber Homosexualität nicht kriminalisiert werden - ein absurder Widerspruch. Der Grund liegt in dem Denken, dass die Gleichberechtigung ein Hindernis für Ex-Gays werden könnte, für die eine homosexuelle Beziehung etwas unnormales darstellt.

"Gesetzliche Ungleichheit ist gut solange sie Menschen als Ex-Gays überzeugt"

Es gibt in Exgay-Gruppen nur zwei estrebenswerte Ziele: eine heterosexuelle Partnerschaft oder das Zölibat. Für Bussee war das Zölibat nie eine Option. Nach 2 Jahren als Exgay-Leiter musste er mitansehen, wie die Teilnehmer mehr und mehr depressiver wurden. Die Niedergeschlagenheit und selbstzerstörerische Wirkung der Teilnehmer machte auf ihn einen furchtbaren Eindruck. Er wusste, dass es ihm nicht anders ging, dass sich keine heterosexuellen Gefühle einstellen wollten, aber man durfte nicht ausbrechen: entweder war man ein Christ oder man war es nicht, dann war man schwul. Einer der Teilnehmer wurde nach einer enthaltsamen Zeit sehr selbstschädigend. Viele hassten sich immer mehr, die Schuldgefühle waren riesengroß. Man wollte aber errettet bleiben.

"Das Zölibat und das Eingeständnis, dass sich nichts ändert"

Bussee berichtet, dass er zwar viel von Veränderungen unter den Teilnehmern erfahren hatte, aber niemals einen Teilnehmer getroffen hatte, der tatsächlich heterosexuell geworden wäre.

"Ich sah niemanden unserer Teilnehmer, der heterosexuell geworden wäre"

Wenn Ex-Gays (Männer) eine Frau heiraten wird das als Beweis angesehen, dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sind. Michael Bussee heiratete nach viel Überzeugungsarbeit dann auch - und steckte in einem Dilemma, als Aushängeschild zu posieren und gleichzeitig privat von solchen Entscheidungen abzuraten, da er keine heterosexuellen Gefühle hatte. Und das, obwohl Exgays fest daran glauben, von Gott für ihren mutigen Schritt zur Ehe belohnt zu werden.

"Heiraten als Vertrauensvorschuss"

Kaum jemand unter Exodus konnte zolibatär leben. Während eines Treffens mit einem anderen Exodus-Leiter erkannte Michael Bussee, dass sein Verhalten psychologisch und geistig immer mehr Konflikte schuf. Keiner veränderte sich wirklich nachhaltig. Stattdessen wurde Bussee immer wieder Zeuge davon, wie seine Mitstreiter ihren sexuellen Frust durch homosexuelle Pornographie bezwangen.

Wir alle mühten uns leise ab während wir Veränderung versprachen"

Eine schlimme Erfahrung waren die Jugendlichen, nicht einmal 18 Jahre alt, die von ihren Eltern aus dem Haus geworfen wurden mit der Androhung, sich entweder von ihrem Schwulsein heilen zu lassen oder nie wieder zurückzukommen. Auch heute noch passieren solche tragischen Vorfälle, wo Eltern ihre homosexuellen Kinder verstoßen.

"Am Ende landeten die schwulen Kids an unserer Haustür"

Unterstützer der Ex-Gay-Programme glauben nicht daran, dass deren Arbeit gefährlich sein könnte und Menschen schwer schaden könnte. Sie sehen es vielmehr als einen Dienst für Gott an, Menschen dazu zu bewegen, sich einer Umpoltherapie anzuschließen. Eine lebensbedrohende Auswirkung scheint die Umpolarbeit für sie nicht zu haben. Bussee stellt aber klar, dass die Botschaft von Exodus sehr deutlich sei: Der Homosexuelle ist krank, seelisch zerbrochen, hat einen Schaden, und ihm muss geholfen werden wieder gesund zu werden, ansonsten drohe die ewige Trennung von Gott. Diese ganze Botschaft ist zerstörerisch. Viele bemerken diese Gefahr erst sehr spät.

"Der Schaden, der Umpoltherapien anhängt"


Mittwoch, 25. Mai 2011

Vortrag über Christentum und Homosexualität am Donnerstag

Dr. Marco Frenschkowski hält am Donnerstag, 26.05.2011, einen Vortrag mit dem Thema: Homosexualität und Christentum: ein abgeschlossenes Thema?

Welche Argumente stehen hinter dem radikalen Umdenken in Sachen Homosexualität in den letzten 50 Jahren? Welche Argumente standen hinter den traditionellen Positionen? Und was wissen wir heute über die biblischen Texte zum Thema - im Rahmen antiker Diskussionen?

Für Menschen außerhalb der Kirchen ist es oft schwer verständlich, wie Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten unter Christen zu einem Streitthema werden konnten. Umgekehrt ist für Christen die Bibel ein notwendiger Dialogpartner, über den man sich nicht einfach hinwegsetzen kann, weil sich gesellschaftliche Mehrheiten ändern.

Der Vortrag fragt kulturgeschichtlich, wie es zu den ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen und Wertungen der Homosexualität und anderer Formen abweichender Sexualität in der Vergangenheit gekommen ist, und versucht ein differenziertes Bild für die Gegenwart zu entwickeln.

Frenschkowski ist ev. Theologe an der Universität Leipzig. Der Vortrag findet statt in der evangelischen Andreasgemeinde Niederhöchststadt bei Frankfurt, Beginn ist um 20:00 Uhr.

Infos: www.andreasgemeinde.de



Update: Den äußerst interessanten Vortrag - ausgeschmückt mit vielen Zahlen und Fakten - kann man hier auch direkt abspielen. (ca. 67 min.)








Montag, 21. Februar 2011

Michael Gerlach beklagt kritiklosen Umgang mit Homosexuellen

In einem Leserbrief des Ärzteblattes beklagt sich Ex-Gay und Diplom-Psychologe Michael Gerlach über die zunehmende Bereitschaft, Homosexuelle in ihrem Verhalten kritiklos zu tolerieren und akzeptieren. Wörtlich meint Gerlach:
Natürlich haben Schwule und Lesben Respekt und Akzeptanz verdient. Homosexuelle Lebensentwürfe sollten aber nicht unantastbar sein.[...]
Noch nie haben Schwule und Lesben soviel Toleranz und kritiklose Zustimmung von der Gesellschaft erhalten wie derzeit. Noch nie wurde der öffentliche Diskurs so einseitig von schwulen und lesbischen Positionen dominiert. Noch nie war die Deutungshoheit über homosexuelles Erleben und Verhalten so eindeutig auf der Seite der Betroffenen. Wer damit ein Problem hat, ist homophob.

Wer so schreibt fühlt sich betroffen. Gerlach erklärt auch, warum gerade er:
Kritische Fragen zur Psychogenese homosexuellen Erlebens und Verhaltens und zu den Risiken und Nebenwirkungen gleichgeschlechtlicher Lebensentwürfe dürfen nicht gestellt werden und sind tabuisiert. Konflikte der sexuellen Orientierung und ichdystone Sexualpräferenz sollen nur noch gay-affirmativ behandelt werden. Alles andere sollte verboten werden. Vermutlich gibt es in Deutschland aber mehrere 10 000 Männer und Frauen, die an Konflikten ihrer sexuellen Orientierung und an ichdystonen Sexualpräferenzen leiden.

Gerlach appelliert an mehr Forschung und Hilfemöglichkeiten in der Sexualtherapie, um Lesben und Schwulen weiterhin helfen zu können, die aufgrund einer angeblich gestörten Identitätsentwicklung "nicht schwul oder lesbisch sein wollen". Damit schimmert wieder der Reparativtherapieansatz durch, der mittlerweile von allen seriösen Ärztevereingungen erst recht als schädlich und gefährlich abgelehnt wird.

Kommentiert: Steven Milverton - Schwulenhasser im Deutschen Ärzteblatt

Mittwoch, 16. Februar 2011

OJC vergleicht Homosexuelle indirekt mit Pädosexuellen

In einem Idea-Leserbrief nutzt der Prior der "Offensive Junger Christen" die Gelegenheit, die Diskussion um homosexuelle Pfarrer für eine überraschende Gegenüberstellung zu nutzen:
Die Kirchenleitung geht davon aus, dass Homosexualität bei manchen Menschen angelegt ist. Darum ist Homosexualität keine sündhafte Verfehlung und auch keine heilbare Krankheit.“ Man muss in diesem Statement nur das Wort „Homosexualität“ durch „pädosexuelle Orientierung“ ersetzen und man sieht sofort, mit welcher Logik und mit welchen Denkfiguren derzeit in der bayerischen Landeskirche Hermeneutik betrieben wird.

Diese Äußerung hilft, das Weltbild der ExGay-Organisation "Offensive Junger Christen" besser zu verstehen, die gerne vorgibt, Homosexuellen helfen zu wollen, indem sie zu Reparativtherapien rät.

Links: evangelisch.de - Bibelauslegung - Homosexualität: ein Gräuel?
evangelisch.de - die Antwort von Bischof Wilckens
evangelisch.de - Konservative gegen Homo-Ehe in Pfarrhäusern
Schwäbisches Tagblatt - Debatte über offene Pfarrhäuser für homosexuelle Pfarrer
queer.de - Homo-Pfarrer: Widerstand 'wie im Dritten Reich' angekündigt

Kommentiert: Gaywest - Fight back!
evangelisch.de - Streit um Homo-Pfarrer: "Wie geht ihr miteinander um?"

Dienstag, 18. Januar 2011

Zwischenraum bietet erstes Partnerseminar an

Die ökumenische Initiative Zwischenraum bietet seit einigen Jahren einen geschützten Ort, wo sich homo-/bi-/transsexuelle Christen gemeinsam treffen können, um sich angstfrei mit sich selbst, ihrer Orientierung und ihrem Glauben auseinander setzen zu können.

Neuerdings bietet Zwischenraum sogar Seminare an. Das erste Seminar wird ein Begegnungswochenende für lesbische oder schwule Paare sein, um die Partnerschaft zu stärken und die positive Weiterentwicklung der Partnerschaft zu fördern.
Es findet statt vom 18.03. - 20.03.2011 in Feneberghof, Eggenthal im Ostallgäu.

Weitere Informationen bietet die Zwischenraum-Homepage und dieser
Flyer.

Kommentiert: Gaywest - Wir gehören zusammen!

Samstag, 15. Januar 2011

WDR veröffentlicht Hörspiel mit ExGay-Survivor

Bernd Hartwig vom Zwischenraum Köln wurde für die WDR3-Dokumentation "Die Sehnsucht nach der Klammer" interviewt. Er berichtet, was es bedeutet hat, als Christ und schwul in einem christlichen Umfeld zu leben und wie er seine Zeit als Ex-Gay überwunden hat.
Die Dokumentation wurde auf WDR3 und 1LIVE ausgestrahlt. (ca. 15 Min)










Link: WDR3 - Die Sehnsucht nach der Klammer